PERSONELLE VERÄNDERUNG IM FANPROJEKT

Im Fanprojekt Leverkusen wird es Mitte des Jahres eine personelle Veränderung geben. Nach 25 Jahren Fanprojektarbeit hört Stefan zu Ende Juni im Fanprojekt Leverkusen auf. Da er sich von vielen Wegbegleitern in den letzten eineinhalb Jahren aufgrund der Coronasituation nicht verabscheiden konnte, hat er ein paar Zeilen zum Abschied verfasst.

Hallo liebe Bayer-Fans,

einige von euch haben es ja schon mitbekommen: ich werde das Fanprojekt am 30. Juni, pünktlich zum 25jährigen Jubiläum, verlassen. Da ich die meisten von euch wegen Corona in den letzten eineinhalb Jahren nicht mehr sehen konnte, möchte ich euch hier zum Abschied ein paar persönliche Zeilen schreiben, die ihr gerne weiterleiten könnt.Als ich 1996 das Fanprojekt auf die Beine stellte, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich das so lange machen würde. Nun ja, was soll ich sagen, so ist es nun mal gekommen. Und ich hatte trotz einiger Schwierigkeiten eine fantastische Zeit, in der ich das Anwachsen unserer Fanszene, den Neu- und Umbau der Stadien, die Digitalisierung – heute unvorstellbar, dass bis zu 80.000 Menschen ohne Smartphone im Stadion waren, nur die Fans, die Spieler und das Geschehen auf dem grüne Rasen – und die sportliche Entwicklung von Bayer 04 bis hin zum unvergesslichen Champions-League-Endspiel in Glasgow miterleben konnte. Dort konnte ich unseren kleinen Bayer auf der größten Fußballbühne der Welt gegen die Königlichen aus Madrid erleben. Das bereitet mir immer noch Gänsehaut. Nach den spannenden Fußballabenden in der Champions-League brauchte ich, so wie ihr, erstmal zwei Stunden, um einschlafen zu können – so aufgewühlt war ich damals.

Aber das ist lange her, denn ich leide, genau wie ihr, zunehmend unter dem schier unendlichen Kommerz im Profifußball. Ich wundere mich immer wieder, dass so viele Menschen dem Fußball trotz der viel zu hohen Summen, die dort mittlerweile in allen Bereichen fließen, treu bleiben. Betrachte ich nur das Spiel auf dem Rasen und das Sammelsurium der unterschiedlichsten Menschen, die es gemeinsam in die Stadien zieht um ihre Kontakte zu pflegen, dem Alltag ein wenig zu entrinnen, Spaß zu haben, etwas Druck rauszulassen und gemeinsam ihrer Leidenschaft zu frönen, und blende ich gleichzeitig das ausgeuferte Profitdenken ein wenig aus – dann krieg ich es gerade noch so hin, ein Fußballfan zu bleiben. Denn am Ende bleibt die Liebe zum Fußball.In den letzten 25 Jahre habe ich mich im beruflichen Kontext immer wieder zwischen den Fronten bewegt, in einem schwierigen Spannungsfeld zwischen Verein, Polizei, Verbänden, Ordnerdiensten auf der einen und den Fans auf der anderen Seite, und bin dabei in der Arbeit für die jungen Menschen immer wieder auch an meine Grenzen gestoßen. Es sind die persönlichen Entwicklungen einzelner Fans und der respektvolle Umgang untereinander, die mir zeigen, dass meine Arbeit stets, mal mehr mal weniger, Früchte getragen hat – auch wenn andere das nicht immer so sahen oder auch nicht sehen konnten.

Es gibt so viele kleine, große, schöne, schwierige, erfreuliche und auch traurige Geschichten, die ich erzählen kann, die ich aber für mich behalte und nur mit denjenigen teile, die genau wissen, was ich meine. Ich verlasse eine Fanszene, auf die ich stolz bin und die ich jederzeit gerne begleitet habe. Egal, ob in Problemsituationen, mit unseren Angeboten oder auch nur bei den unzähligen Fahrten zu den Spielen, heim und auswärts, in der Liga, im Pokal oder bei internationalen Wettbewerben bis hin zu vielen Länderspielen, wo natürlich auch die Bayer-Fans immer gerne am Start waren. Ich betone „waren“, aber da wären wir wieder bei dem anderen Thema. So bleibt für mich unterm Strich: ich durfte fantastische Menschen großer Vielfalt kennenlernen, die alle die Leidenschaft zu unserem Verein eint. Die sich untereinander respektieren, füreinander da sind, einen tollen Support gestalten und eine Einheit darstellen, die der Fußball immer brauchen wird. Ich durfte diese Menschen über eine sehr lange Zeit begleiten und hier und da auch unterstützen. Viele sind mir ans Herz gewachsen und zu vielen werde ich den Kontakt natürlich aufrecht halten. Es ist eine tolle Gemeinschaft aus den unterschiedlichsten Menschen, die diesem Club treu bleiben, auch wenn es nicht immer leicht ist. All diesen Menschen möchte ich zum Schluss danke sagen: Danke euch von ganzem Herzen, dass ihr mir euer Vertrauen geschenkt und meine und unsere Arbeit angenommen habt! Und darauf trinken wir bald mal ein Bierchen beim Bayerspiel, denn außer Dienst darf ich ja dann

Bleibt alle gesund und munter, passt auf euch auf und benehmt euch. Geht euren Weg und nicht den, den Andere von euch erwarten. Und versucht dabei immer, niemand anderem auf die Füße zu treten.In diesem Sinne, euer Stefan Thomé

PS: Cool, auf dem Bild steht 1975, das Jahr als mein Vater mich zum ersten Mal mit zum Bayer genommen hat und ich übrigens mit dem SV Schlebusch in der D-Jugend gegen Bayer 04 ein Vorspiel im Haberland-Stadion hatte. Das waren noch Zeiten als die Ordner noch alle Kinder, die unter der Einlasstange vor den Kassen passten, umsonst reingelassen haben. Obwohl die meisten schon einen Kopf größer waren

Mein Vater sitzt jetzt immer noch mit einer Dauerkarte im E-Block, so dass ich demnächst wieder neben ihm Platz nehmen werde…